Mit Taekwon-Do auf dem Weg zum eigenen Ich.....
Seit vier Jahren bietet das Taekwon-Do Center in Kempten behinderten Jugendlichen der Lebenshilfe erfolgreich ein integratives Training an.
Kempten (mori). Taekwon-Do ist ein Sport, bei dem es sehr stark auf Konzentrationsfähigkeit, Koordination und Körperbeherrschung ankommt. Seit
vier Jahren ermöglicht die Lebenshilfe Kempten in Zusammenarbeit mit dem Taekwon-Do Center Kempten von Joachim Reinhardt den Jugendlichen mit Behinderung diese Sportart. Und was als zaghafter Versuch begann, hat
inzwischen bundesweiten Modellcharakter für diese Sportart. So ist der 21jährige Florian inzwischen stolzer Träger des blauen Gurtes, drei weitere Freunde und Sportkameraden haben es bis zum gelben Gurt geschafft.
Bei einem großen Bundeslehrgang mit Großmeister Kwon Jae Hwa durften die geistig behinderten Sportler vor kurzem ihr Können demonstrieren. Denn aus
den anfangs fünf Teilnehmern ist inzwischen eine Gruppe von 23 Jugendlichen geworden.
Wie die übrigen Taekwon-Do-ler erlernen sie die Fachbegriffe für die einzelnen Bewegungsabläufe. Unterstützt werden Aussagen wie links und rechts
beispielsweise durch die Hilfe: rechts ist gleich
Fenster, links ist gleich Tür, vorne gleich Wand und hinten gleich Spiegel...
Joachim Reinhardt: „Beim Taekwon-Do gibt es bestimmte Riten, die immer wiederkehren. Das fängt bei der Begrüßung an, geht über das Zählen bis hin zu
bestimmten Kampfschreien.“
„Die Jugendlichen sollen in ihrer Freizeit sportliche Interessen gemeinsam mit anderen jungen Menschen verwirklichen können“, begründet Karola
Bertram, Sonderpädagogin in der Tom-Mutters-Schule der Lebenshilfe Kempten die Idee zu dem integrativen Taekwon-Do-Training. „Ziel war es auch, dass die Jugendlichen ihre Körpererfahrungen erweitern können bis hin
zur Stärkung des Selbstbewusstsein.“
Die Erfahrungen während der zahlreichen Trainingseinheiten haben gezeigt: Das Engagement von Trainer Joachim Reinhardt zeigt Wirkung. Karola
Bertram: „In einer Reihe ruhig stehen zu bleiben, ist für einige unserer Jugendlichen schon eine große Anstrengung. Und die Konzentration für die einzelnen Bewegungsabläufe sind eine weitere Herausforderung, denn
die Fähigkeit zur Aufmerksamkeit unserer geistig behinderten Jugendlichen ist begrenzt.“
Die Demonstration während des Bundeslehrganges machte auch den Stolz der Jugendlichen deutlich: Gleich beim ersten Mal schaffte Florian den
Bruchtest und mit sichtbar stolz geschwellter Brust ging er zurück zu seinem Platz in dem Bewusstsein, dass ihm die Anerkennung der Freunde und auch der Sportkameraden aus dem Taekwon-Do Center sicher ist...
Anerkennende Worte fand nach der Vorführung auch der Kulmbacher Kollege Reinhardts, Ralph Aman: „Ich bin Mediziner und habe auch eine eigene Schule.
Die Fortschritte, die der Kemptener Kollege erreicht hat, sind enorm und es wäre wünschenswert, wenn es in mehr deutschen Städten ein solches Angebot geben würde.“
Bei dem Bundeslehrgang in Kempten wurde diese Idee weitergetragen. Nähere Informationen über Trainingsabläufe und pädagogischen Erfahrungen gibt
Joachim Reinhardt, Telefon 0831/26814.
Ergänzend dazu eine Übersicht zu den therapeutischen Inhalten des Taekwon-Do:
Körpererfahrung/Körpergefühle:
- Schwerpunkt (Suche/Gefühl: Die eigene Mitte finden)
- Kombination von Grob- und Feinmotorik
- Klare Information über große und kleine Gelenke zu allen vier Extremitäten
Kognitive Förderung:
- Bewegungsplanung
- Sammeln der Konzentration
- Ausdauer
- Sprache
- Hoher Motivationsfaktor
- Ständige Wiederholung der Bewegungsabläufe
Allgemein:
- Steigerung des Selbstwertgefühls
- Hohe Normalität (keine reine Therapiesituation)
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